Windpocken gehören zu den typischen Kinderkrankheiten. Seit vielen Jahren gibt es eine wirksame Impfung, die Kinder zuverlässig vor einem schweren Krankheitsverlauf schützt. Trotzdem berichten Eltern immer wieder von Fällen, in denen ihr Kind Windpocken trotz Impfung bekommt. Wie kann das sein? Bedeutet es, dass die Impfung nicht wirkt? Und wie verlaufen die Windpocken bei geimpften Kindern?
In diesem Ratgeber erfährst du, warum eine Infektion trotz Schutzimpfung möglich ist, welche Symptome auftreten können und warum die Impfung dennoch einen entscheidenden Unterschied macht.
Warum sind Windpocken trotz Impfung möglich?
Kein Impfstoff schützt zu 100 Prozent. Auch die Varizellen-Impfung, die gegen Windpocken eingesetzt wird, bildet hier keine Ausnahme. Fachleute unterscheiden zwischen zwei Szenarien:
- Primäres Impfversagen: In seltenen Fällen bildet das Immunsystem nach der Impfung nicht genügend Antikörper. Das kann verschiedene Ursachen haben, etwa individuelle Unterschiede im Immunsystem oder eine zu frühe Impfung.
- Sekundäres Impfversagen: Die Immunität nimmt nach einigen Jahren ab, sodass eine Infektion trotz Impfung auftreten kann. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) zwei Impfungen, um einen langfristigen Schutz aufzubauen.
👉 Wichtig: Wer Windpocken trotz Impfung bekommt, ist meist deutlich milder betroffen als ungeimpfte Kinder.
Wie verlaufen Windpocken bei geimpften Kindern?
Kinder, die trotz Impfung Windpocken bekommen, entwickeln oft eine abgeschwächte Form, die auch „Durchbruchvarizellen“ genannt wird. Typische Merkmale:
- Es treten weniger Hautbläschen auf, oft unter 50.
- Die Bläschen heilen schneller ab.
- Fieber ist seltener oder nur leicht ausgeprägt.
- Komplikationen wie bakterielle Infektionen oder Lungenentzündungen sind äußerst selten.
Diese abgeschwächte Form bedeutet nicht nur, dass das Kind schneller wieder gesund wird, sondern auch, dass die Ansteckungsgefahr für andere geringer ist.
Wie ansteckend sind Windpocken trotz Impfung?
Auch bei geimpften Kindern können die Viren weitergegeben werden, allerdings ist die Ansteckungsgefahr deutlich geringer. Während ungeimpfte Kinder fast immer andere anstecken, kommt es bei geimpften Kindern nur in Einzelfällen dazu.
Die Ansteckungsgefahr hängt von der Anzahl und dem Zustand der Bläschen ab: Je weniger Bläschen vorhanden sind, desto geringer ist das Risiko, andere Kinder oder Erwachsene zu infizieren.

Wie können Eltern das Risiko verringern?
Die beste Vorsorge bleibt die vollständige Impfung, bestehend aus zwei Impfdosen, wie sie die STIKO empfiehlt. Eltern sollten im Impfpass ihres Kindes prüfen, ob beide Impfungen erfolgt sind. Fehlt die zweite Dosis, kann sie problemlos nachgeholt werden.
Darüber hinaus helfen allgemeine Maßnahmen, das Risiko einer Ansteckung im Alltag zu senken:
- Regelmäßige Händehygiene: Gerade bei Kindern im Kindergarten- oder Grundschulalter wichtig.
- Kranke Kinder zu Hause lassen: Auch bei leichteren Durchbruchsinfektionen sollten Kinder nicht in die Kita oder Schule gehen, solange Bläschen sichtbar sind.
Muss ich mir Sorgen machen, wenn mein Kind Windpocken trotz Impfung bekommt?
Eltern sind oft verunsichert, wenn ihr Kind trotz vollständiger Impfung erkrankt. Wichtig ist jedoch: Die Impfung schützt zuverlässig vor schweren Verläufen. Während ungeimpfte Kinder mitunter schwere Komplikationen wie Lungenentzündungen, Gehirnentzündungen oder Narbenbildung erleiden, treten solche Folgen bei geimpften Kindern extrem selten auf.
In den meisten Fällen handelt es sich um einen kurzen, milden Krankheitsverlauf, der mit Schonung, Flüssigkeitszufuhr und eventuell fiebersenkenden Mitteln gut überstanden wird.
Wann sollte ich mit meinem Kind zum Arzt?
Auch wenn die Infektion bei Geimpften meist harmlos verläuft, sollten Eltern einen Kinderarzt aufsuchen, wenn:
- das Kind sehr hohes Fieber entwickelt,
- die Bläschen sich stark entzünden oder eitern,
- das Kind apathisch wirkt oder starke Schmerzen hat,
- ein geschwächtes Immunsystem besteht (z. B. durch Vorerkrankungen).
Der Arzt kann den Verlauf beobachten und gegebenenfalls Medikamente verschreiben, die die Heilung unterstützen.
Impfen lohnt sich auch bei Windpocken
Dass Kinder Windpocken trotz Impfung bekommen können, ist selten, aber möglich. Entscheidend ist, dass der Verlauf in solchen Fällen fast immer sehr mild ist. Die Impfung schützt vor schweren Komplikationen und reduziert auch die Ansteckungsgefahr deutlich.
Eltern sollten deshalb auf die zwei Impfungen gegen Windpocken achten und bei Fragen Rücksprache mit ihrem Kinderarzt halten. So bleibt das Risiko für ernsthafte Krankheitsverläufe minimal – und Kinder können schnell wieder gesund werden.
